EYTOHA Photography Model – Tolle Fotos, ohne viele Worte
EYTOHA ist eine Abkürzung für „Eye to Hand“ (Auge zu Hand). Der Name soll zeigen, es geht um „Augenmenschen“, die per Hand kommunizieren. Das können also alle Arten von Hörgeschädigten und Gehörlosen sein, die von Geburt an oder durch einen Unfall mit diesem Handicap leben müssen. Und obwohl ich zuvor eigentlich nur beim Autofahren rein mit den Händen – äußerst höflich natürlich (… ok, manchmal) – kommuniziert habe, wurde mir seitens des Teams von EYTOHA die Ehre zuteil, mich als Juror und Sponsor an ihrem Fotowettbewerb „Photography Model“ zu beteiligen. Als weiblichen Profi in der Jury habe ich noch meine langjährige Freundin, Ex-Model und heutige Bestseller Autorin Manuela Thoma-Adofo aus München dazu eingeladen.
Ehre hieß in diesem Fall dann auch tatsächlich Ehrenamt, doch für das sympathische Team und die entzückenden Models war das für Manuela und mich natürlich auch eine Ehrensache.
Den Jungs und Mädels von EYTOHA ist es sehr wichtig, dass sie nicht nur rein durch ihre Gehörlosigkeit wahrgenommen werden, sondern durch ihre neuartigen, gemeinsamen Aktionen und ihren einzigartigen Zusammenhalt. Und so wirklich deutliche Kommunikationsprobleme hatte bei diesem Thema sowieso nur einer … aber zunächst der Reihe nach.
Pech für Heidi, Glück für mich.
Zunächst stellt sich ja einmal die Frage: Wieso gerade ein Fotowettbewerb?
Nach eigenen Angaben ist den Mädels eine Teilnahme an „Germanys Next Topmodel“ aufgrund ihrer Kommunikationsbehinderung nicht möglich, egal ob Größe und Maße perfekt stimmen würden. Wobei die Perspektive, Heidi Klums Stimmfarbe und –intensität auszublenden doch die einzige Chance darstellt, diese Show ohne traumatische Nachwirkungen zu überstehen. So wären die hübschen Damen eigentlich die idealen Kandidatinnen gewesen.
Da Manuela und ich neben den Gesten Dolmetschern und noch ein paar wenigen Gästen oder Security die Einzigen waren, die hören konnten, war diese aussergewöhnliche spannende Ruhe im Saal, ohne Musik, nur ab und an mal ein zartes Klirren von Gläsern, das Verrutschen eines Stuhles oder ein einfaches Räuspern, ein absolutes Highlight und eine wahnsinnige Erfahrung für uns, denn alle haben trotzdem miteinander gesprochen. Alle Gehörlosen haben quasi miteinander geratscht und durcheinander gequasselt. Man hätte diese zahlreichen vieldeutigen Gesten und Gebärden sicher auch als heiße Diskussionen gedeutet… nur 2 Menschen in der Jury schauten sich immer wieder etwas ratlos und hilflos an: Manuela und ich verstanden nur Bahnhof.
Aber wir hatten ja unsere wahnsinnig liebe und nette Rita Mahlau als private Dolmetscherin dabei.
Damit sich die Abgrenzung von „Germanys Next Topmodel“ auch gleich richtig lohnt, haben sich die Organisatoren zudem ein paar äußerst stimmige Regeländerungen ausgedacht. Neben Größe, Alter und Gewicht der Models stehen Ausstrahlung, Selbst- und Körperbewusstsein ganz weit oben auf der Bewertungsskala. Und diese konnten sie meinen Jury-Kolleginnen und Kollegen und mir nun beeindruckend präsentieren. Pech für Heidi, Glück für mich. Denn für die beiden Erstplatzierten des Wettbewerbs gab es ein gesponsert Shooting in meinem Studio zu gewinnen.
Mit vollem Körpereinsatz
Nachdem Manuela und ich beim Wettbewerb selbst, im altehrwürdigen Marmorsaal im Weißenburgpark in Stuttgart, noch entspannt in der Jury sitzen und die Darbietungen bewundern und bewerten durften, stand nun wieder mein eigentliches Handwerk auf dem Programm, denn die beiden Erstplatzierten des EYTOHA Modelwettbewerbs – Vanessa und Sabrina – kamen zum vereinbarten Shootingtermin in meinem Esslinger Studio vorbei. Und dank bester Vorbereitungen waren die beiden auch schnell mit passendem, hervorragendem Hair&Make-Up von Melanie Joelle und stilsicheren Outfits von der Designerin Vivian Paulista/HAUTNAH versorgt.
Nun sollte ich das „nur“ noch entsprechend eindrucksvoll fotografisch festhalten. Festhalten musste ich aber zunächst aber mal meine eigenen Hände. Normalerweise bin ich es gewohnt, äußerst gestenreich mit vollem Körpereinsatz, böse Zungen würden auch behaupten „mit viel wildem Gefuchtel“ – meine Models in die richtige Pose zu dirigieren.
Kleine Probleme beim Dirigieren
Das geht dann – meistens – gut, wenn mein Gegenüber neben dem entstehenden Luftzug auch früher oder später erkennt, dass er den Kopf etwas zur Seite neigen, 2 Schritte nach rechts gehen oder die Hüfte nach links drehen soll. Doch die EYTOHA Mädels Vanessa und Sabrina haben es seit Kindheitstagen perfektioniert, sich mit den richtigen Gesten sprachlich ausdrücken zu können. Zu meinem Glück waren die beiden nämlich darin wiederum Profi genug, mir nicht ausführlich zu erläutern, welche absoluten Peinlichkeiten in Zeichensprache ich beim Versuch, sie ein paar Zentimeter nach vorne zu gestikulieren, von mir gegeben habe. Dafür war aber wieder unser damalige sympathische Dolmetscherin Rita mit von der Partie, die meine Worte und Anweisungen vermutlich korrekt in die Gehörlosensprache umsetzte, denn meine „Gespräche“ funktionierten über diese Ecke einwandfrei mit unseren beiden Models.
Von der vielleicht etwas aufwändigeren Koordination und der Gesten Dolmetscherin einmal abgesehen, standen sowohl Sabrina als auch Vanessa als unsere gehörlosen Models, den bei mir normalerweise ein- und ausgehenden „hörfähigen“ Models, vor der Kamera in keinster Weise nach. Im Gegenteil, sie waren voller Engagement und Ehrgeiz bei der Sache… die Ergebnisse sprechen für sich.
Und so entstanden eben – ohne viele Worte – viele tolle Fotos der beiden Gewinnerinnen, die so manches Profimodel so sicherlich nicht unbedingt, auch noch mit diesem Handicap, parat hat.
Und wer einen Blick auf unser Making of Video wirft, erkennt schnell, dass der Spaß hier trotzdem nicht zu kurz gekommen ist. So hat sich der Einsatz für das EYTOHA Projekt auf jeden Fall gelohnt und Manuela und ich freuen uns auf kommendes Jahr zum nächsten Roten Teppich des neuen EYTOHA Events.
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Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal,
Michael