PART 1: Traumberuf Model? Tipps und Allgemeines zum Wunschtraum Model.

Nachdem ich ja selbst vor über 35 Jahren als internationales Model VOR der Kamera angefangen und nun seit vielen, vielen Jahren als Profifotograf HINTER die Kamera die Seiten gewechselt habe, werde ich immer wieder von bisher „unbeteiligten hübschen weiblichen und männlichen Anwärtern mit Modelambitionen“ gefragt, wie das denn eigentlich so abläuft… wie wird man denn Model?

Deswegen dachte ich mir, dass es vielleicht mal interessant ist, dies aus meinen persönlichen Erfahrungen beider Seiten zu schildern, hinterlegt mit ein paar „älteren, mittleren und jüngeren“ Bildbeispielen und TV-Spots auch aus meiner eigenen Modelkarriere.

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Welcher Jugendliche, egal ob Mädchen oder Junge, hat nicht schon einmal davon geträumt als Fotomodell auf den internationalen Titelblättern von Modemagazinen, Illustrierten, in Katalogen oder auf Werbekampagnen zu erscheinen?! In fast allen Jugendzeitschriften wird regelmäßig zum Wettbewerb „Mädchen- oder Junge des Jahres“ aufgerufen. Bei Mode- und Fachmagazinen nennt sich dieser Wettbewerb dann „Face of the Year“ oder ähnliches, Deutschlands Vorzeigemodel Heidi Klum lässt mit „Germany´s Next Topmodel“ ebenfalls grüßen und die „Victoria Secret Fashion Shows“ sind sowieso legendär. Schönheit und das lustige, interessante, tolle, reiche, lässige Luxus- und Partyleben der Models, mit Reisen in alle Länder der Welt, ist überall in sämtlichen Medien aktuell und präsent… man kommt ja gar nicht mehr daran vorbei, ob man will oder nicht.
Somit ist dies natürlich auch ein großer Reiz, sich als junger Mensch voll und ganz in dieses saugut anhörende Abenteuer zu stürzen und dabei vielleicht die Kurzlebigkeit und Oberflächlichkeit dieser Branche, erst recht in der heutigen Zeit, falsch einzuschätzen.

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Was kostet die Welt?! Ist dem tatsächlich so?
Falsch einschätzen?
Ja, zu meiner Zeit ist das „modeln“ quasi erst aufgekommen, denn es gab pro Großstadt 1-2 Modelagenturen, jede davon hatte 10-15 Männer (damals war ich EINER davon) und das doppelte oder dreifache an Frauen. Doch heute gibt es sowohl professionelle-, als leider auch „pseudo“ Modelagenturen en masse und nicht mal nur in Großstädten. Auch schon als reine Online-Modelagenturen mit 100en von Männern und das 10fache davon noch an Frauen … merkt ihr was?!

DAMALS  zu meiner Zeit in den 1980ern gab es EINEN Michael in Stuttgart als Model, der war ich. Meine „Konkurrenz“ waren vielleicht noch 20 andere „male models“ im hiesigen Großraum. Jeder kannte jeden und jeder akzeptierte (meistens) jeden.
Dementsprechend gab es Wochen, nicht nur bei mir, an denen ich die Agentur anrief (damals gab es mit RITA JÄGER MODELS neben dem Künstlerdienst auch nur EINE professionelle Modelagentur in Stuttgart), um meinen dortigen Bookern zu sagen, sie sollten bitte die Kunden „anschwindeln“, dass ich krank sei, da ich endlich auch mal ein Wochenende frei haben wollte, um mit meinen Jungs privat auf die Sause zu gehen.

HEUTE gibt es ZAHLREICHE Michaels, die aufgrund der Masse an Models (und noch solche, die es vorgeben zu sein) auch noch mit zahlosen Saschas, Jims, Thomasen, Johns, Peters, Jörgs und wie sie alle heißen austauschbar sind… seeeehr viel Konkurrenz (natürlich auch und gerade bei den Mädchen) und es kommen immer, immer mehr dazu… UND es gibt anstatt nur einer Modelagentur gleich mehrere in jeder großen und vielleicht auch kleineren Stadt … merkt ihr nochmal was?

Das riesige Angebot an Models überwiegt weit der Nachfrage und da heutzutage leider immer noch meistens das kultivierte Sparen auch bei großen Firmen angesagt ist (nein, nicht nur hier im Schwabenland), stagnieren die Modelgagen seit Jahren oder gehen sogar eher in den Keller, es sei denn, das Model wird durch ein paar namhafte Kampagnen tatsächlich besser, begehrter und somit auch „berühmter“, was natürlich die  jeweilige Tagesgage in die Höhe treibt. Denn es ist ein Unterschied, ob Du z.B. nur 1x ein so gut wie unbezahltes Vogue Editorial in Deinem Modellebenslauf nachweisen kannst (… so gut wie unbezahlt, da Du ja dann zukünftig vom VOGUE-Image profitierst) oder ob Du im Jahr für 10x durchschnittlich gut bezahlte Jobs für die Firmen x, y oder z aus „was-weiß-ich-wo-auf-dem-Gäu“ arbeitest. Das Vogue-Beispiel macht meistens das Rennen im Image Deiner Höhe der Tagesgage, egal ob das Model vom Posing oder von der Optik (= sowieso meistens Geschmackssache) vielleicht auch schlechter ist, als das andere Model von obigem Beispiel. Ebenso kommen in der Model- und Modelagenturbranche Buchungen sehr wohl auch durch besseres Netzwerk und bessere individuelle Beziehungen zustande, denn es sind nicht IMMER die Besten der Besten, die den Job bekommen… aber eben manchmal die mit den besten Beziehungen… wie immer Du das jetzt auch deuten magst.

Also seit Euch im Klaren, dass die $$s nicht mehr nur so locker auf der Straße liegen, sondern das es verdammt hart und schwer sein kann, im Modelbusiness erfolgreich zu starten… und nachher auch durchzuhalten!

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Das heißt jetzt KEINESFALLS ich rate es heutzutage ab, NEIN, absolut nicht. Macht Eure eigenen Erfahrungen in der Modelbranche und ich drücke Euch die Daumen dabei, dass es nur gute Erfahrungen sind, die Euch neben Geld auch Erfahrungen für´s Leben mitgeben. Ich würde es meinen eigenen Kindern auch erlauben und sie dabei unterstützen, wenn sie Interesse am Modeln hätten, es ihnen Spaß macht und die Schule oder das Studium nicht vernachlässigt wird.
Ich bin also grundsätzlich PRO Modelbusiness… seid ehrgeizig und zeigt den Agenturen und Kunden, dass ihr es wissen wollt und was ihr drauf habt!
Verwirklicht unbedingt Eure Träume (eine Heidi Klum hat anfangs beim Thomas Gottschalk Casting auch nicht gewusst wie und was ihr passiert) …
A b e r  zügelt bitte Eure Erwartungshaltungen, dann sind nachher die Enttäuschungen nicht so groß, denn Backstage und Behind the Scenes geht es nochmals anders ab, als on stage und bei Heidis getürktem Glamour-Gedöns im Fernsehen, um die TV-Einschaltquoten hochzupushen.

So, das wär´s mal für heute für den Part1… wen´s interessiert der schaut nächste Woche noch auf Part2 mit Fakten und Voraussetzungen, um ins Modelbusiness einzusteigen… wobei auch da Ausnahmen die Regel bestätigen. Man kann sehr schnell, sehr hoch stolpern… aber eben auch umgekehrt sehr schnell, sehr tief fallen… tschüüüüs, bis nächste Woche… und danke an die obigen Models Iweta, Mojca, Patricia, Kerstin und Jasmin (von links nach rechts), die ich als Fotograf für verschiedene Kampagnen fotografieren durfte!

Wenn ihr diesen Blogeintrag interessant findet, könnt ihr ihn auch gerne teilen, empfehlen und ihn anderen zeigen. Ich danke Euch für Euren Support und bin schon gespannt auf Eure Feedback!
Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal,
Michael

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Kommentare
  • Rainer
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    Hi Michi, Du hast Recht mit Deinen Ausführungen und Deinem Fazit … allerdings war es nicht Stefan Raab sondern Thomas Gottschalk 🙂 Raab war dafür zu jung. SG Rainer

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