JCC Ledermoden – Stilsichere Ledermoden in der neuen „Esslinger Puppenkiste“
Mit dem Unternehmen JCC Ledermoden arbeite ich ja schon äußerst lange und zudem äußerst gerne zusammen. Ich habe ja auch schon den einen oder anderen Blog über die gemeinsamen Fotoproduktionen geschrieben und lange steht der heiße Draht zwischen der JCC Zentrale in Deizisau und meinem Studio in Esslingen eigentlich nie still. Als das Telefon mit der altbekannten Nummer das letzte Mal noch vor dem 2. Lockdown klingelte und ich den Hörer abnahm, war mir allerdings noch nicht bewusst, in welche besonderen Umstände ich bei diesem Auftrag noch geraten würde, da wir diesmal für den Onlineshop ZALANDO „was neues“ fotografieren mussten.
Zunächst einmal ging es grundsätzlich darum, die neuen Kollektionen an Lederjacken der verschiedenen JCC Labels für den Verkauf in renommierten Online-Shops zu fotografieren. Der erste Teil der Mission war für mich also gewohntes Terrain.
Mein neues stylisches Studio im Esslinger BRASTBERGER HAUS war nach dem großen Umzug und langer Umbauphase einsatzbereit. Die Models waren zügig zu diesem gewissen Tag kurz vor dem 2.Lockdown gebucht und die wieder mal extravaganten, toll geschnittenen Lederjacken der neuen 2021 Musterkollektionen von JCC und deren Labels MAZE, MUSTANG, TOPGUN und UNCLE SAM lassen sich ja grundsätzlich leicht gekonnt in Szene setzen. So viel Lob muss an dieser Stelle sein, denn ich und der/die eine oder andere im Team lassen sich meistens nach jedem Shooting auch eines dieser schönen und edlen Outfits zurücklegen.
https://youtu.be/uiRIfacfGDY
Für Zalando sind die Ansprüche mit den festgelegten Vorgaben an die Farbwerte der Hintergründe mehr als genau, deswegen teste ich das immer am Tag vor den eigentlichen Aufnahmen. Und wenn der Assistent eben gerade nicht im Studio ist, dann hilft auch mal ein Ringlicht auf Stativ mit ´nem blauen Kissen als imaginärer „Modelkopf“ vor dem dann hoffentlich schnell ausgetüftelten Grauwert des Hintergrundes.
Die beiden gebuchten Profimodels Cedric und Lovis Lena aus der Schweiz, waren trotz längerer Anfahrt wie immer kompromisslos professionell, motiviert und gut gelaunt am Set mit besten Bewegungsabläufen und Posen … vielleicht auch nach dem Studiofrühstück aufgeputscht von der ebenfalls neu im Studio vorzufindenden computergesteuerten besten „Kaffee-Cappuccino-Latte-Milchschaum-Espresso-und-noch-viel-mehr-in-allen-Stärken-Größen-und-Variationen“ Maschine.
Die anwesende Kundin selbst hat für ausgewählt gutes Styling zu den Jacken gesorgt und mein ewig treuer an Zuverlässigkeit nicht zu überbietender Assistent Andreas hat neben den wichtigen Dingen der fotografischen Unterstützung auch wieder das unabkömmliche „Nummerngirl“ spielen müssen, denn bei der Masse an Jacken, wäre es das größte Chaos OHNE solch schriftliche Bezeichnungen als 1. Bild mit einer bestimmten Jacke anzufangen… glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung, das zu vergessen willst Du als Fotograf einfach nur maximal 1x zur Anfangszeit Deiner Karriere erleben und dann nie wieder!
Wie gut und immer harmonisch lustig das auch im neuen Studio geklappt hat, könnt ihr am besten an den Fotos vom Set erkennen… obwohl, das mit der „Zunge rausstrecken“ muss ich doch noch mal genauer ergründen!
So, und dann kam dieser Punkt, an dem die Geschichte spannend wurde:
Die Sache mit den Geister-Puppen !
Bei Fotos für Werbeanzeigen oder Markenwebsites ist es natürlich sehr wichtig, den unterschiedlichen Fotos für einen Kunden eine einheitliche Bildsprache mit auf den Weg zu geben, welche das Branding widerspiegelt und einen Wiedererkennungswert schafft. Bei den einzelnen Motiven und Fotos hat man als Fotograf jedoch bewusst und gewollt immer einen großen kreativen Spielraum. Schließlich soll die nächste Katalogseite oder ein neuer Werbebanner dem Kunden wieder auffallen, ihn überraschen und natürlich sein Interesse wecken. Vielfalt ist hier also Pflicht. So wie bei einer unserer früheren JCC / MAZE Fotoproduktionen.
Fotos für einen Online-Shop hingegen müssen vor allem eines: gleich aussehen. Denn wenn die Kunden mehre Lederjacken vergleichen möchten, um zu schauen, welche die passende Länge hat, welcher Schnitt passen könnte oder welche Texturierung des Leders am meisten zusagt, hilft es natürlich wenig bis gar nicht, die eine Jacke mit einem Model zu präsentieren, das mit wehenden Haaren bei Sonnenschein auf einem Motorrad sitzt, und die nächste mit einem anderen Model, dass cool stehend in einer dunklen Seitengasse posiert.
Zur Lösung dieser Herausforderung hatten innovative Unternehmen schon lange eine passende Idee: Ghost Mannequins.
Klingt spooky, ist aber unheimlich praktisch. Ghost Mannequins sind quasi die „Schaufensterpuppen 2.0“, perfekt geeignet, um Fashion für Online-Shops abzulichten. Hierzu muss das Kleidungsstück einfach nur auf dem Ghost Mannequin platziert werden. Nicht benötigte Körperteile, die mit einem starken Magneten beweglich zusammenhängen, werden einfach mit einem kleinen Kraftakt vom restlichen Körper entfernt (… ja, ich weiß, klingt gruselig und manchmal hast Du tatsächlich beim „Puppenanziehen“ auch unabsichtlich plötzlich einen einzelnen Arm oder auch nur einen 1/2 Arm in der Hand, autsch).
Zudem lässt sich die Puppe, oder was auch immer auf dem letzendlichen Foto von ihr noch übrig bleibt durch ihre Färbung sehr einfach aus den Fotos retuschieren. Im Ergebnis sieht der Kunde ein magisch schwebendes Kleidungsstück, welches jedoch nicht schlaff am Bügel hängt, sondern um einen realistischen Körper drapiert wurde.
Perfekte Models aus Plastik?
Ich möchte ja gar nicht erst den Eindruck erwecken, als würde die Arbeit mit den Ghost Mannequins – im Vergleich zu „echten“ Models – nicht auch den ein oder anderen Vorteil mit sich bringen. Sie nehmen – mit etwas manueller Unterstützung – die perfekte Pose ein und halten sie, wenn es sein muss, noch bis ins Jahr 2025 und darüber hinaus. Sie brauchen keine Pause, fordern keine Gage und hinterfragen keine Anweisung. Die idealen Mitarbeiterinnen also? Mitnichten!
Zum einen ist die Arbeit für und mit Menschen ja genau das, was die Arbeit als Fotograf so spannend, so interessant macht und was ich so liebe. Abweichungen vom Plan, spontane Ideen aus der Diskussion heraus und natürlich die lustigen Momente im Team (z.B. diese noch abzuklärende „Zunge rausstrecken“).
Alles Dinge, die einem bei der Zusammenarbeit mit den Ghost Mannequins sehr schnell, sehr stark fehlen. Auch wenn ich ja sehr gut verstehen kann, warum für Aufträge wie diese solche Puppen verwendet werden müssen, hoffe ich doch inständig, dass Models aus Plastik nicht grundsätzlich die Zukunft darstellen. Und da habe ich das Debakel mit der Lieferung noch gar nicht mit eingepreist. Aber der Reihe nach…
Dann klappt’s auch mit den Nachbarn
Normalerweise ist mir als zugänglichem und kommunikativem Zeitgenossen immer viel daran gelegen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Darum hätte ich – in normalen Zeiten – sicherlich schon die anderen Einwohner des schönen Brastberger Haus näher kennengelernt, in welchem ich seit vergangenem Spätsommer mein neues, geräumig-elegantes Studio habe. Doch die Zeiten sind nun leider einmal andere, und dank Lockdown und Social Distancing hat sicherlich der ein oder andere „Mitbewohner“ dieses Gebäudes bis jetzt nur eine vage Ahnung, womit ich meine Tage dort so verbringe. Sicherlich, dass „MICHAEL DIEHL PHOTOGRAPHY“ Schild ist schon für jedermann im Sichtfeld angebracht – aber kann man der Sache wirklich trauen? Insbesondere wenn eines Tages eine Ladung Ghost Mannequins für mich angeliefert wurde.
Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, diese Puppen zu versenden: unsichtbar verpackt auf einer Palette zum Beispiel oder in mehreren Kartons. Von mir aus auch noch in dunklen Säcken. Aber nein, man liefert mir – vor den Augen der noch beinahe fremden, aber durchaus interessierten Nachbarn – an einem sonnigen Dienstagnachmittag in durchsichtiger Folie verpackte unbekleidete Frauen- und Männerkörper! Körperteile in Zellophan. Naja, ich hatte meinem fleissigen und zuverlässigen Freund von JCC E-Commerce beim Ausladen der Kollektionen aus dem LKW auch geholfen… und eben auch mit diesen Puppen. War ehrlich gesagt schon etwas komisch, wie oder wo du die nackten Körper auch anfassem solltest, um diese „artgerecht“ ins Studio zu tragen?! Eine Szene wie aus einem makabren Hollywood-Thriller und die beste Voraussetzung für die Nachbarn, in Zukunft von mir als „der Fotograf“ mit überbetonten Anführungszeichen zu sprechen.
Also, liebe Nachbarn, sollte einer von euch das lesen: Das war alles rein beruflich und höchst professionell! Und wer daran noch zweifelt, sollte die Gedanken an Geister-Puppen in Klarsichtfolie und entfernte Körperteile bitte schnell beiseite schieben, sich an der Making-Of Galerie erfreuen und bei Zalando fleissig die tollen Lederjacken von JCC bestellen… abgebildet am tollen Model und an ebenso toller Puppe.
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Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal,
Michael